Das Haus des Reisens, einst als Symbol der sozialistischen Moderne gedacht, steht heute wie ein veraltetes Relikt einer gescheiterten Utopie am Alexanderplatz. Es sollte die Sehnsucht nach der Welt repräsentieren, die vielen DDR-Bürgern jedoch verschlossen blieb. Heute ist es eingeklemmt zwischen Verkehr, Plattenbauten und einer trostlosen Betonwüste – und stört mehr, als es zur Entwicklung des Platzes beiträgt.
Mit seinen 67 Metern Höhe dominiert das Gebäude die Ostseite des Alexanderplatzes, doch statt urbaner Eleganz verbreitet es eine bedrückende Schwere. Die zweigeschossige Umbauung wirkt wie eine träge Masse, die das gesamte Areal weiter nach unten zieht. Früher dienten die Räume als Reisebüros, um die begrenzten Möglichkeiten des DDR-Tourismus zu verwalten, doch heute reihen sich dort nur noch Billigläden, Fast-Food-Ketten und leere Schaufenster aneinander. Ein Schatten seiner selbst, das Haus ist längst weit entfernt von der Idee, die es einst verkörpern sollte.
Das kupferne Relief „Der Mensch überwindet Zeit und Raum“ von Walter Womacka ist eines der wenigen künstlerischen Elemente, die hier noch etwas von Anspruch und Vision atmen. Doch ironischerweise steht es an einem Ort, an dem „Raum“ überwältigend und „Zeit“ scheinbar endlos erscheint – besonders wenn man auf den nächsten Bus wartet oder von einer sinnvollen städtebaulichen Entwicklung träumt.
Eine Sanierung könnte vielleicht die Fassade modernisieren, aber das grundlegende Problem bleibt: Das Gebäude fügt sich weder in seine Umgebung ein noch bietet es irgendeinen städtischen Mehrwert.
Während andere Metropolen ihre zentralen Plätze zu lebendigen, einladenden Orten umgestalten, bleibt der Alexanderplatz eine Betonwüste voller Unstimmigkeiten. Und das Haus des Reisens? Es thront wie ein verlorenes Fossil über dem Platz, das nur noch aus Gewohnheit existiert. Wer hier vorbeikommt, bleibt selten lange – die einzige Reise, die man hier noch antreten möchte, ist die zum nächstgelegenen Ausgang.