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Der Mehringplatz

Der Mehringplatz, einst als repräsentativer Abschluss der Friedrichstraße geplant, ist heute das trostlose Gegenteil dessen, was man sich unter einer pulsierenden Berliner Innenstadtlage vorstellt. Statt urbanem Leben und architektonischer Schönheit dominieren hier grauer Beton, Dunkelheit und das Gefühl von sozialer Isolation.

Wer den Platz betritt, fühlt sich weniger in einem belebten Stadtzentrum als in einem vergessenen Hinterhof Berlins. Die kreisförmige Bebauung aus den 70er Jahren wirkt wie der Innenhof einer Justizvollzugsanstalt. Sackgassen, dunkle Ecken und die Nähe zum Drogenumschlagplatz am Halleschen Tor haben den Platz längst zu einem Brennpunkt gemacht, den viele Anwohner lieber meiden. Hier lebt, wer keine andere Wahl hat.

Der Versuch, den Platz aufzuwerten, gleicht einem absurden Trauerspiel. Jahrelang war das Innere des Platzes mit einem provisorischen Bretterzaun verriegelt. Und selbst als die Renovierung samt neuem U-Bahn-Zugang endlich abgeschlossen war, blieb die Ernüchterung: Schön ist hier trotzdem nichts geworden.

Einst war der Platz ein Prunkstück Berliner Stadtentwicklung. Heute zeugt nur noch die Rückkehr der Viktoria-Statue von vergangenen Ambitionen. Rundherum versinken kaum beachtete Kunstwerke und bedeutungsschwere Zitate im Betonmeer. Die wenigen verbliebenen Geschäfte schließen eines nach dem anderen, selbst der letzte Supermarkt hat längst aufgegeben.

Der Mehringplatz ist nicht nur ein architektonisches Fiasko, sondern auch ein Symbol für die soziale Kälte einer Stadt, die ihre ärmeren Viertel lieber verwahrlosen lässt, als echte Lösungen zu finden. Es ist ein Ort, der zeigt, was passiert, wenn Stadtplanung scheitert und die Politik resigniert. Wer sich hierher verirrt, hat nur ein Ziel: so schnell wie möglich wieder wegzukommen.