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Plattenbau an der Mehmhardstraße 6

Mitten im Herzen Berlins, nur wenige Schritte vom Alexanderplatz entfernt, steht ein Gebäude, das sich hartnäckig gegen den Wandel sträubt: die Memhardstraße 6 – unter Berlinern auch „Memi“ genannt. Der gewaltige Plattenbau aus den letzten Jahren der DDR trotzt mit seinem tristen Grau und klobigen Betonformen bis heute der städtebaulichen Entwicklung rings um den Alexanderplatz. Während sich rundherum die Stadt verändert, Hochhäuser in den Himmel wachsen und moderne Wohnprojekte entstehen, bleibt die Memi ein städtebauliches Fossil – allerdings keines, das nostalgische Gefühle weckt.

Errichtet wurde das Gebäude einst für privilegierte DDR-Bürger – eine exklusive Adresse in sozialistischer Mangelwirtschaft. Nach der Wiedervereinigung jedoch verlor das Haus seinen Status. In den 90er Jahren geriet es in Verruf: Drogenhandel, Kriminalität und Verwahrlosung prägten das Bild. Heute ist die Memi wieder ein belebtes Wohnhaus mit einer sozialen Mischung aus Studenten, Familien und Rentnern – doch ihre problematische Präsenz bleibt: Der Bau blockiert die städtebauliche Entwicklung des Quartiers.

Statt sich harmonisch in das Umfeld einzufügen, steht die Memi wie ein massiver Betonkeil zwischen den denkmalgeschützten Altbauten und den modernen Neubauten am Alexanderplatz. Ihre monotone Fassade, ungünstige Proportionen und abweisenden Laubengänge sind nicht nur eine ästhetische Bürde, sondern verhindern eine mögliche Blockrandbebauung, die das Viertel wieder zu einem lebendigen Stadtquartier machen könnte.

Sanierungsmaßnahmen würden bestenfalls die Heizkosten senken – am Grundproblem des Gebäudes würden sie nichts ändern. Denn selbst mit einer neuen Fassade bleibt die Memi das, was sie immer war: ein Fremdkörper, der mehr Platz beansprucht, als er der Stadt zurückgibt.

Die konsequenteste Lösung? Abriss. Statt einer kosmetischen Aufhübschung, die die Lebensdauer dieses städtebaulichen Irrtums nur verlängert, braucht es den Mut für einen klaren Schnitt. Der zentrale Standort bietet die Chance für eine neue, kleinteiligere Architektur, die sich in das Stadtbild einfügt und den öffentlichen Raum wiederbelebt – eine Zukunft, die Berlin verdient hätte.